Rugby-EM: Doch Deutschland verlor auch in den Niederlanden mit 13:39
Von Claus-Peter Bach
Wäre man in Zeiten, in denen Baden-Württemberg zwar viele Lehrkräfte produzierte, aber keine in den Schuldienst einstellte, doch Lehrer geworden, so hätte man nach den drei Gruppenspielen in der Rugby-Europameisterschaft 2024 der deutschen Fünfzehn diese Zensuren geben dürfen: Eine Zwei für das Heimspiel gegen Titelverteidiger Georgien, eine Drei-bis-vier für das Spiel in Spanien und gestern für das Spiel in Amsterdam gegen die Niederlande eine Vier-bis-fünf. Die Holländer hatten nur eine rund 20-minütige Schwächephase, in der die deutsche Mannschaft den 0:12-Rückstand bis zur Pause auf 10:12 verringern konnte, doch am Ende stand es 39:13.
Nach drei Niederlagen in drei Spielen belegt die Mannschaft von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) in der Gruppe A den vierten Rang und muss in zwei Wochen im Heysel-Stadion von Brüssel gegen Belgien, den Dritten der Gruppe B, antreten. Der Sieger spielt am 17. März in Paris gegen den Sieger aus der Partie Niederlande gegen Polen um EM-Platz fünf, während die beiden Verlierer ebenfalls im Stade Jean Bouin, das dem Heidelberger Unternehmer Hans-Peter Wild gehört, um Platz sieben und gegen den Abstieg kämpfen werden.
Auf dem Kunstrasen im Nationalen Stadion des Königlichen Rugby-Bundes der Niederlande hatte die deutsche Mannschaft bei Dauerregen und böigem Wind einen miserablen Start und lag nach einer Viertelstunde nach zwei Versuchen von Außendreiviertel Siem Noorman und Spielmacher Reinhardt Fortuin sowie einer Erhöhung von David Weersma mit 0:12 zurück. Mit vier Erhöhungen und zwei Straftritten buchte Innendreiviertel Weersma alleine 14 Punkte und damit einen Zähler mehr als die gesamte deutsche Mannschaft.
Die hatte erneut Standschwierigkeiten in den angeordneten Gedrängen, bei den Angriffen der kaum über die Vorteilslinie spielenden Dreivierteln und im Ausnutzen eigener Versuchschancen. Vorwürfe der Stürmer, Abseitsstellungen an den Paketen, schiefe Gasseneinwürfe und überhastete Einzelaktionen verdarben ein durchaus mögliches besseres Resultat; ein deutscher Sieg war angesichts der Überlegenheit der niederländischen Stürmer, die durch Wolf van Dijk (54.) und Ross Bennie-Coulson (68. und 85.) drei weitere Versuche legten, nicht möglich.
Die Deutschen erzielten ihre 13 Punkte durch einen Versuch des Haklers Mika Tyumenev (28.) sowie eine Erhöhung und zwei Straftritte des Verbindungshalbs Edoardo Stella. Nach diesem Spiel lässt sich vermuten, dass die deutsche Fünfzehn auch in Brüssel nicht favorisiert ist.
Deutschland: Smeed (Bristol University, 52. Rodwell/SC Frankfurt 1880) – C. McDonald (British Army), N. Klewinghaus (SC Neuenheim), L. Wolf (Frankfurt), Z. Hees (RK Heusenstamm) – Stella (Frankfurt, 69. Gerlach/RSV Köln), Paine (SCN, 41. M. McDonald/British Army) – Renc (TSV Handschuhsheim, 78. Frauenfeld/Handschuhsheim), Henn (Frankfurt), Ball (Watsonians FC) – Lindsay (ohne Verein, 65. Rayan/Frankfurt), Ferreira (Nottingham RFC) – Bachofer (SCN, 41. Zymvragos/Frankfurt), Tyumenev (RC Hyères, 65. Reintges/Heidelberger RK), Schröder (Kapitän/HRK, 60. D. Wolf/Frankfurt).