Die Hoffnungen unserer deutschen Rugby-Nationalmannschaft auf den zweiten Auswärtssieg im zweiten Spiel der Europameisterschaftssaison 2021/22 sind am Nachmittag des 13. November 2021 nicht in Erfüllung gegangen. Zwei Wochen nach dem glänzend herausgespielten 46:16-Erfolg in Litauen musste sich die blutjunge Fünfzehn von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) in Polen mit 16:21 Punkten geschlagen geben.
Auf einen guten ersten Durchgang und eine 3:13-Halbzeitführung folgten zweite vierzig Minuten, in denen die Spieler um Kapitän Jörn Schröder völlig den Faden verloren, Fehler an Fehler reihten und nach dem Schlusspfiff des sicheren georgischen Referees Saba Abulashivili mit hängenden Köpfen vom glitschigen Kunstrasen gingen.
Mark Kuhlmann erklärte die Niederlage, die die Deutschen die Führung in der EM-Division 2 (Trophy) kostete und die Polen auf Tabellenplatz eins hievte, so: „In der ersten Halbzeit haben wir vieles richtig gemacht und das umgesetzt, was wir vorhatten. Aber nach der Pause haben wir komplett den Zugriff verloren und zu viele kleine, individuelle Fehler gemacht.“ Die Fehler (Abseits, Bodenspiel, Über-den-Ball-Fallen) nutzte Polens famoser Kicker Wojciech Piotrowicz nach der 6:16-Führung der Deutschen in der 46. Minute zu fünf erfolgreichen Straftritten in Folge. Der Spielmacher erzielte mit sieben Penaltys alle 21 polnischen Zähler und brachte die gut 2500 Zuschauer im Narodowy-Stadion von Gdingen zum Rasen.
Erschwerend kam in der zweiten Halbzeit hinzu, „dass wir aus unserer Gedränge-Überlegenheit keinen Profit schlagen konnten. Und, ehrlich gesagt, war unser Kickspiel auch nicht gut“, fand Mark Kuhlmann. Nach mehreren Kicks der Deutschen landete der ovale Ball in den Händen der polnischen Rückraumspieler, die diese Aufforderungen zu Konterattacken natürlich gerne annahmen. Der Nationaltrainer war seinen Schützlingen aber nicht gram und sagte: „Ein solcher Spielverlauf ist natürlich auch eine Sache der fehlenden Erfahrung. Unsere Dreiviertelreihe ist so jung, dass alle sieben Spieler zusammen weniger Länderspieleinsätze haben als unser Kapitän Jörn Schröder. Kuhlmann stellte abschließend fest: „Die Jungs sind natürlich geknickt, weil ein Sieg absolut möglich gewesen wäre.“
Nachdem die deutsche Mannschaft die Nationalhymne ein wenig dissonant in den trüben Himmel geschmettert hatte, sodass eine Übungssingstunde zu empfehlen ist, lief der Ball im Angriff wie am Schnürchen, und die schwarze Mauer, die Verteidigungslinie der Deutschen, stand felsenfest. Nachdem Kicker Piotrowicz die Polen nach Destruktion im Paket mit 3:0 in Führung gebracht hatte, drehte Debütant Edoardo Stella den Spielstand durch zwei Penaltys auf 3:6. Seinem Frankfurter Vereinskameraden Hassan Rayan, einem Felsen in der zweiten Sturmreihe, gelang der einzige Versuch des Spiels zum 3:11 (36.), Stella erhöhte zum 3:13 und mit einem flinken Straftritt nach dem Wiederanpfiff auf 6:16.
Dann aber machten die wütenden Polen Druck, die Deutschen begingen technische Fehler und taktische Irrtümer und ließen auch zwei Versuchschancen im Übereifer ungenutzt. Am Ende stand ein 21:16, das unserem Team immerhin einen defensiven Bonuspunkt einbrachte.
Bemerkenswert ist, dass die zuvor zweimal geschlagenen Litauer in Nyon mit 28:20 gegen die Schweiz gewannen – diese Saison verspricht, spannender denn je zu werden.
Deutschland: Edoardo Stella (SC Frankfurt 1880) – Tobias Apelt (RK Heusenstamm), Anton Gleitze (Berliner RC), Leo Wolf (SC Frankfurt 1880), Felix Lammers (SC Neuenheim) – Maximilian Kopp (Hannover 78), Oliver Paine (SCN) – Justin Renc (TSV Handschuhsheim), Timo Vollenkemper (SCN), Robert Lehmann (SCN, 41. Nico Windemuth/Germania List) – Jens Listmann (SC Frankfurt 1880, 64. Matthew Flynn/SCN), Hassan Rayan (SC Frankfurt 1880) – Paul Schüle (TSV Handschusheim), Alexander Biskupek (SCN, 59. Mathis Blume/Berliner RC), Jörn Schröder (Kapitän, Heidelberger RK).
Schiedsrichter: Abulashvili (Georgien); Zuschauer: 2500; Punkte: 3:0 (6.) Straftritt Piotrowicz; 3:3, 3:6 (11., 29.) S Stella; 3:13 (36.) Versuch Rayan + Erhöhung Stella; 6:13 (44.) S Piotrowicz; 6:16 (46.) S Stella; 9:16, 12:16, 15:16, 18:16, 21:16 (51., 57., 65., 70., 78.) S Piotrowicz.