Ein tiefer Absturz nach starkem Beginn

Die Rugby-Nationalmannschaft verlor zum EM-Auftakt in Rumänien mit 10:48 (10:13)

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft ist am 31. Januar mit einer ernüchternden 10:48-Niederlage in Rumänien in die Europameisterschaft 2025 gestartet. Was schlimm endete, war eine Halbzeit lang sehr gut, denn bis zum 13:10-Pausenstand waren die „Schwarzen Adler“ von Trainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) den rumänischen „Eichen“ völlig ebenbürtig.

Deutschland ging durch den Straftritt von Verbindungshalb Bader Pretorius (11. Minute) mit 0:3 und durch einen Versuch des Zweite-Reihe-Stürmers Eric Marks (25.), den Pretorius sicher erhöhte, sogar mit 3:10 in Führung, doch der pünktliche Halbzeitpfiff des guten italienischen Schiedsrichters Franco Rosella war Gift für die deutsche Fünfzehn. Die verlor in der Pause völlig den Faden gab das Spiel gegen die immer sicherer werdenden und schließlich in allen Belangen hoch überlegenen Rumänen gänzlich aus der Hand. Die zweite Aufgabe am nächsten Sonntag (9. Februar) in Lissabon bei Vizeeuropameister Portugal wird nicht leichter…

Bei neun Grad Celsius im Stadion Arcal de Triumf staunten die rund 7500 Zuschauer nicht schlecht über den Kampfgeist und die exzellente Defensivarbeit der deutschen Mannschaft, und auch Jan Lüdeke und Manuel Wilhelm, die beiden fachkundigen Kommentatoren bei Pro7 Maxx, hielten noch in der Halbzeitpause einen deutschen Sieg für möglich. Einzige Kritikpunkte in ersten Durchgang waren die aus unpräzisen und schiefen Einwürfen resultierenden Schwierigkeiten im Gassenspiel, was den Rumänen zu viele leichte Ballgewinne bescherte. Und außerdem griffen die Deutschen stets in der Mitte an; Howard Packman und Felix Lammers, die beiden schnellen und wuchtigen Außendreiviertel, erhielten von ihren Mitspielern über 80 Minuten keinen einzigen gepassten Ball.

Dass die Schützlinge des französischen Trainers David Gérard in der Halbzeit hauchdünn führten, hatten sie einem Versuch des Erste-Reihe-Stürmers Cosmin Manole von Dinamo Bukarest sowie der Erhöhung und zwei Straftritten ihres Gedrängehalbs Alin Conache von SCM Temesvar zu verdanken – die Führung war glücklich.

Dann aber zeigten die „Eichen“, dass sie sich nach dem 10:11 von 1972 nicht ein zweites Mal im eigenen Stadion von den Deutschen niederkämpfen lassen wollten. Ihr Spiel wurde dynamischer, sicherer, schneller und viel gefährlicher, während die Deutschen mit zunehmender Spieldauer erst den Faden und schließlich auch fast jedes angeordnete Gedränge verloren. Dies ist sicherlich nicht nur mit der weitaus weniger aufwändigen Vorbereitung – die Rumänen verbrachten vier Wochen gemeinsam in Südfrankreich – zu tun, sondern liegt auch an der individuellen Fitness jedes einzelnen Stürmers. Davon auszunehmen sind Eric Marks, Mika Tyumenev, Shawn Ingles und Oliver Stein, die „rumänisches Format“ hatten.

Das gilt auch für den quicklebendigen und technisch hervorragenden Gedrängehalb Tim Menzel, der nach 49 Minuten allerdings wegen einer Schultereckgelenks-Sprengung ausscheiden musste und mehrere Monate ausfallen dürfte. Darüber wird sein Arbeitgeber RC Valence sicher nicht glücklich sein. Wir wünschen Tim gute Besserung und schnelle Genesung!

Die in der Verteidigung entstehenden Lücken nutzten die kräftemäßig überlegen Rumänen zu vier zwingend herausgespielten Versuchen durch Taylor Contineac (AS Béziers), Marian Simionescu (Temesvar), Cristi Chirica (Baia Mare) und Paul Graure (Temesvar), denen Conache (3) und Gabriel Rupanu vier Erhöhungen hinzufügten. In der 63. Minute gab der Schiedsrichter nach deutschem Regelverstoß einen Strafversuch.

„Wir haben so gut angefangen und uns genau an unseren Matchplan gehalten. Doch plötzlich war alles weg“, sagte Mark Kuhlmann, der bei der nötigen Aufarbeitung „gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.“

Nach der problemlos am Samstag erfolgten raschen Rückreise machten sich Mark Kuhlmann und seine beiden Assistenten Lars Eckert (Heidelberg) und Michael Poppmeier (Siegburg) nach gründlicher Videoanalyse an die Aufarbeitung des Geschehens. Kuhlmann ist davon überzeugt, dass die erstmalige WM-Teilnahme für sein Team in weiter Ferne liegt, der Klassenverbleib in der European Championship aber durchaus möglich bleibt.

Übrigens: Europameister Georgien schlug den Aufsteiger Schweiz mit 110:0. Das lässt doch hoffen.

Deutschland: N. Klewinghaus (SC Neuenheim) – Lammers (SCN), Plümpe (RG Heidelberg, 41. Van der Bosch/RGH), L. Wolf (SC Frankfurt 1880), Packman (Tonbridge, 72. Z. Hees/RK Heusenstamm) – Pretorius (San Miguel), Menzel (Valence, 49. Piosik/Hannover 78) – Ingle (Maidenhead, 66. Windemuth/Germania List), Henn (Frankfurt), Stein (Frankfurt) – Rayan (Frankfurt, 52. Renc/TSV Handschuhsheim), Marks (RC Vannes) – Pearson (Esher, 41. Bachofer/Heidelberger RK), Tyumenev (Castelsarrasin, 53. Reintges/HRK), Schröder (Kapitän, HRK, 53. D. Wolf/Frankfurt).          

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