Hohe Niederlage gegen die Niederlande

Im zweiten Saisonspiel der Rugby-Europameisterschaft hat die deutsche Nationalmannschaft am Samstag in Heidelberg eine 7:37 (7:10)-Niederlage gegen die Niederlande erlitten, die Tabellenführer in der Division 2 sind, während die Schützlinge der Trainer Mark Kuhlmann (Heilbronn), Alexander Widiker und Lars Eckert (Heidelberg) auf Platz vier rangieren und nach Polens 23:20-Sieg in der Schweiz von den verbleibenden drei Spielen zwei gewinnen müsste, um sicher in dieser Liga zu bleiben.

Die 2731 Zuschauer im Fritz-Grunebaum-Sportpark, darunter viele fröhliche Lebenspartnerinnen und Eltern der ganz klar besseren Oranje Boven, waren von der Leistung der neu formierten deutschen Fünfzehn enttäuscht, die nicht an die gute Vorstellung vom 35:15-Sieg in Lodz gegen Polen anknüpfen konnte – weil es die kampfstarken und im Sturm auch körperlich deutlich überlegenen Niederländer einfach nicht zuließen. Als Beispiel der Omnipräsenz der Gästestürmer kann der früher beim SC Neuenheim herausragende Kapitän Dirk Danen gelten. Der 30-jährige Flanker aus Hilversum war bis zu seiner erschöpfungsbedingten Auswechslung in der 70. Minute an jedem Einzel- oder Gruppenkampf auf dem ganzen großen Spielfeld beteiligt und feuerte seine Mitspieler pausenlos an.

Der Sturm der Niederländer, in dem die erste und zweite Reihe, wie im Vorfeld von Mark Kuhlmann befürchtet, eine starke Einheit bildeten und außer Danen auch die Dritte-Reihe-Stürmer Wolf van Dijk und Kevin Krieger immer wieder auffielen, war ein kräftiger Herbststurm, dem die Deutschen nur ein laues Lüftchen entgegensetzen konnten. Man darf gewiss keinem deutschen Spieler den besten Willen und große Kampfbereitschaft absprechen, doch im Zwischenzeugnis nach dem zweiten EM-Match würde allenfalls Willy Brandts Grabstein-Inschrift stehen können: „Man hat sich bemüht.“

Schon in der ersten Halbzeit hatten meistens die Niederländer den Ball und gingen nach zehn Minuten und einem krassen Verteidigungsfehler der deutschen Dreiviertelreihe durch einen Versuch des Außensprinters Jordy Hop und die Erhöhung des sehr sicheren David Weersma mit 0:7 in Führung. In dieser Aktion zog sich der deutsche Spielmacher und Kicker Nikolai Klewinghaus eine Oberschenkelzerrung zu und musste vom Feld, wenig später folgte Sturmpfeiler Antony Dickinson mit einer Schulterverletzung.

Trotz dieser Schwächung glichen Hakler Mark Fairhurst mit einem Versuch nach kräftigem Push der Stürmer und Niklas Hohl mit einer Erhöhung zum 7:7 (20.) aus. Obwohl das angeordnete Gedränge rückwärts ging, das Kickspiel ein Desaster war und selbst keine raumgreifenden Gassenkicks gelingen wollten, war der 7:10-Halbzeitrückstand schmeichelhaft.

Nach dem Seitenwechsel hatte die deutsche Mannschaft nach guten Durchbrüchen von Nicolas Rinklin, Luke Wakefield und Pierre Mathurin drei große Chancen zu weiteren Versuchen, doch jedes Mal fehlte der Anschluss der Kameraden, denen zu früh die Puste ausging.

Stattdessen verwandelte Weersma zwei Abseits-Straftritte zum 7:16 (55., 62.), ehe Jasey van Kampen einfach mal geradeaus lief – an allen Deutschen vorbei und unter die Goalstangen, was mit Weersmas Erhöhung zum 7:23 die Entscheidung war. Dass in den letzten acht Minuten noch 14 Gegenpunkte fielen, war ärgerlich und auch der Tatsache geschuldet, dass die überlastete deutsche Mannschaft zwei Zeitstrafen erhielt. Samy Füchsels 48. Länderpiel war nach 74 Minuten zu Ende, Marcel Henn durfte eine Minute vor dem Schlusspfiff duschen gehen.

Umzingelt: Für Luke Wakefield und die deutschen Dreiviertelspieler gab es gegen die aufmerksam verteidigenden Niederländer kein Durchkommen. Foto: F&S
Umzingelt: Für Luke Wakefield und die deutschen Dreiviertelspieler gab es gegen die aufmerksam verteidigenden Niederländer kein Durchkommen. Foto: F&S

Im Deutschen Rugby-Verband wird nun eine Phase intensiven Nachdenkens einsetzen. Sollte man bei der Überzeugung bleiben, auch weiterhin auf die sieben Frankreich-Profis zu verzichten, wäre die EM-Division 3 sehr nahe. Die Niederlande hatten alle „Legionäre“ dabei.

Deutschland – Niederlande in Heidelberg 7:37 (7:10), Deutschland: Niklas Hohl (Heidelberger RK) – Jarrod Saul (Hannover 78), Pascal Fischer (Hannover 78), Luke Wakefield (SC Neuenheim), Felix Lammers (HRK, 80. Anton Gleitze/Berliner RC) – Nikolai Klewinghaus (TSV Handschuhsheim, 15. maximilian Kopp/Hannover 78), Pierre Mathurin (HRK) – Marcel Henn (Handschuhsheim), Nicolas Rinklin (SCN, 64. Emil Rupf/Frankfurt), Johannes Schreieck (RG Heidelberg) – Robert Lehmann (SCN), Hassan Rayan (SC Frankfurt 1880) – Antony Dickinson (RGH, 20. Samy Füchsel/Frankfurt), Mark Fairhurst (Handschuhsheim, 73. Kelvin de Bruyn/SG Pforzheim), Jörn Schröder (Kapitän/HRK, 66. Paul Schüle/Handschuhsheim).

Niederlande: Joshua Gascoigne (RC Hilversum) – Siem Noorman (Diok Leiden), Eugene Koning (RC t’Gooi), David Weersma (Aparejadores Burgos), Jordy Hop (RC Eemland) – Jasey van Kampen (AS Fleurance, 70. Storm Carroll/RC The Bassets), Benjamin Garcia (Diok Leiden, 73. Tony Hoogenboom/Castricum RC) – Wolf van Dijk (Diok Leiden, 66. Blake Nightingale/RC The Bassets), Kevin Krieger (AS Fleurance), Dirk Danen (Kapitän/RC Hilversum, 70. Huibrecht van Vliet/RC t’Gooi) – Mark Wokke (Castricum RC), Koen Bloemen (US Bourg-en-Bresse) – Jacob Northcott (RC t’Gooi, 59. Tom Altinck/Diok Leiden), Mark Darlington (Maidenhead RFC, 51. Ross Bennie-Coulson/Diok Leiden), Hugo Langelaan (RC Eemland, 59. Jake Stamenkovic/Diok Leiden).

Schiedsrichter: Inigo Atorrasagasti (Spanien); Match Commissioner: Johnny Meersman (Belgien); Zuschauer im Fritz-Grunebaum-Sportpark: 2731; Punkte: 0:7 (10.) Versuch van Kampen + Erhöhung Weersma; 7:7 (15.) V Fairhurst + E Hohl; 7:10 (20.) Straftritt Weersma; 7:13, 7:16 (55., 62.) S Weersma; 7.23 (65.) V van Kampen + E Weersma; 7:30 (78.) V Hop + E Weersma; 7:37 (80.) Strafversuch; Zeitstrafen: Füchsel (74.), Henn (80.)/-.

Kickstatistik: Hohl 2 Kicks, 1 Treffer = 50 % und 2 Punkte. – Weersma 7 Kicks, 6 Treffer = 85,7 % und 15 Punkte.                                                                        CPB

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